«VOX HUMANA»
6. Langenbrucker Konzertfrühling

3. Konzert
Sonntag, 21.5.2023, 11 Uhr (Konzertdauer ca 1 Stunde)
in der reformierten Kirche Langenbruck
Mit anschliessendem Apéro im Ausstellungsraum der Revue
Eintritt frei, Kollekte

LAMENTO D’ARIANNA

Musik aus der Italienischen Renaissance
Werke von Luzzaschi, Rore, Gesualdo, Monteverdi u.a.

Profeti della Quinta


Doron Schleifer und Roman Melish, Countertenor
Lior Leibovici und Loïc Paulin, Tenor;
Elam Rotem, Bass & musikalische Leitung
Rui Staehelin, Theorbe

Die PROFETI DELLA QUINTA:

Das Ensemble Profeti della Quinta wurde in der Region Galiläa in Israel vom Basssänger und Cembalisten Elam Rotem gegründet und hat seinen Sitz in Basel, wo seine Mitglieder an der Schola Cantorum Basiliensis weitere Studien der Alten Musik absolvierten. Das Ensemble arbeitet regelmäßig mit Kollegen aus der Schweiz, Japan und Australien zusammen, mit denen es ähnliche musikalische Ideen teilt.
Im Jahr 2011 gewann das Ensemble Profeti della Quinta den York Early Music Young Artists Competition und ist seitdem durch Europa, Nordamerika, Japan, China und Israel getourt. Das Ensemble ist bei renommierten Festivals und an renommierten Orten aufgetreten, darunter das Oude Muziek Festival Utrecht, die Shanghai Concert Hall und das Metropolitan Museum of Art in New York.
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ZUM PROGRAMM:

Das Programm nimmt den Zuhörer mit auf eine Zeit- und Ortsreise in das Italien des 16. und frühen 17. Jahrhunderts und folgt dabei der weltlichen Vokalgattung des Madrigals. Das italienische Madrigal war künstlerisch eine der wichtigsten musikalischen Gattungen der Renaissance. Hier konnten die Komponisten frei mit neuen musikalischen Mitteln experimentieren. Um den Text auszudrücken verwendeten sie oft Mittel, die in Motetten oder Messen nicht angemessen oder sogar nicht erlaubt gewesen wären. Der neuartige Ausdruck der Dichtung und ihrer Affekte, der in den Madrigalen von Cipriano de Rore (ca. 1515-1565) seinen Anfang nahm und später als seconda prattica bekannt wurde, ebnete den Weg zur Bildung einer neuen Musiksprache und zu den ersten Opern.

Das Programm beginnt mit Cipriano de Rore, il divino, dessen Madrigale das Renaissance-Ideal der reinen Klangschönheit mit neuen experimentellen Ausdrucksformen der Poesie in Einklang bringen. De Rores Vertonung von Petrarca's Sonett Datemi pace ist ein schönes Beispiel für seine außergewöhnliche musikalische Sprache: schön, überraschend und an manchen Stellen bizarr, selbst für einen modernen Hörer. De Rore war der musikalische Vater vieler bedeutender Komponisten der folgenden Generationen, so zum Beispiel von Luzzasco Luzzaschi (ca. 1545-1607), der am Hof von Ferrara tätig war, einem der führenden Höfe der italienischen Renaissance in den Bereichen Musik und Poesie. Luzzaschi studierte als junger Mann bei de Rore und setzte sich mit dessen neuen musikalischen Ideen auseinander. Dies ist in Luzzaschis Quivi sospiri, einem seltenen Beispiel einer Vertonung von Dantes Göttlicher Komödie, deutlich zu hören.

Don Carlo Gesualdo (1560-1613), ein Adliger und Selfmade-Komponist, studierte eine Zeit lang bei Luzzaschi. Gesualdo wurde von seinen Zeitgenossen als "wahnsinnig von der Musik besessen" beschrieben, und ein gewisser Hauch von Wahnsinn ist in seinen chromatischen und avantgardistischen Madrigalen deutlich zu spüren. Sie bringen die Poesie sehr wirkungsvoll zum Ausdruck, manchmal sogar auf Kosten der reinen musikalischen Schönheit. Gesualdo war nicht der einzige Komponist, der sich dieser extremen musikalischen Mittel bediente, sondern er gehörte zu einem Kreis von Komponisten, die die Gattung des Madrigals auf eine spezifisch manieristische Weise ausdehnten. Ein fast unbekannter Komponist der gleichen Schule ist Scipione Lacorcia (1585?-1620?), der noch weiter ging als Gesualdo. Das Madrigal Ahi, tu piangi könnte den Eindruck erwecken, dass es sich um ein Stück aus dem 20. Jahrhundert handelt. Das Tempo, mit dem Lacorcia zwischen extrem fremden Harmonien hin und her springt, ist wirklich schockierend.

Das Programm schließt mit drei Stücken von Claudio Monteverdi (1567-1643). Diese zeigen, wie die Gattung des Madrigals unter seinen Händen in den Bereich des musikalischen Dramas transportiert wurde. Am auffälligsten sind die beiden Lamenti von Monteverdi: das epische Lamento d'Arianna, der einzige erhaltene Auszug aus seiner verschollenen Oper L’Arianna. Diesen hat der Komponist selbst für fünf Stimmen und Basso continuo arrangiert. Das berühmte Lamento della Ninfa, hätte ohne weiteres eine Opernszene sein können, die ein verlassenes Mädchen darstellt.

Interessanterweise wurde Monteverdi im Jahr 1600 von dem Theoretiker Giovanni Artusi kritisiert, der behauptete, seine Madrigale seien grob und würden den natürlichen Regeln der Musik nicht gerecht. Cesare Monteverdi, der Bruder des Komponisten, entgegnete auf diesen Angriff, Monteverdi folge lediglich dem von dem "göttlichen" Cipriano de Rore vorgegebenen Weg. Er behauptete, dass es de Rore war, der diese neue Herangehensweise an die Musik einführte: Der Text und sein Ausdruck würdendiktieren, wie die Musik komponiert werden sollte und wie hart oder süß sie sein sollte.

Mit unserem Programm hoffen wir, das Publikum daran teilhaben zu lassen, wie Generationen von Madrigalkomponisten, von de Rore bis Monteverdi, einen gemeinsamen und stets aktuellen künstlerischen Ansatz verfolgten: die Poesie durch Musik auf die treueste und bewegendste Weise auszudrücken.

Vor und nach dem Konzert offen in der "Revue" nebenan:

"LICHTBLICKE" Ausstellung mit Mandalas von Veeno Regula Mäder

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