Freitag, 4.4.2025, 20 Uhr
in der reformierten Kirche Langenbruck
Eintritt frei, Kollekte
«amour - amère»
Werke von Guillaume de Machaut (1300 - 1377) - Alex Nante (*1992) - Conrad Steinmann (Zwischenspiele)
Ensemble Thélème mit Conrad Steinmann
Ensemble Thélème:
Julien Freymuth
Lior Leibovici
Ivo Haun
Jean-Christophe Groffe, Leitung
Conrad Steinmann, Blockflöten
ZUM PROGRAMM:
17 von Machauts 23 Motetten sind in seinem ältesten Musikmanuskript, dem "Manuscrit C" (Paris, Bibliothèque nationale, fr. 1586), enthalten, das um 1350 kopiert wurde. Es ist nicht bekannt, ob die Stücke in der Reihenfolge ihrer Entstehung angeordnet sind, doch der Text von Motette 1 (Quant en moy / Amour et biauté parfaite / Amara valde) verweist suggestiv auf die Zeit, als der Dichter "zum ersten Mal" verliebt war. Der liturgische Tenor Amara valde ("sehr bitter") findet in den letzten Worten des Triplums ein Echo: "Und so sage ich mit einem Seufzer: / Es ist eine große Torheit, so sehr zu lieben / Dass ihr eure Süße bitter macht". Das Wortspiel zwischen den beiden Bedeutungen von "bitter" ("Liebe" und "bitter") fasst die Gesamtbedeutung des Textes zusammen: Die Worte des Triplums und der Motetus sind eine Meditation über den Schmerz der Liebe.
Die Zwischenspiele, auch Vorspiele und Nachspiele von Conrad Steinmann sind Übergänge zwischen „amour“ und „amère“, Verbindungen zwischen süss und bitter, zwischen Anfängen und Enden und Neuanfängen. Sie sind teils gespielt auf verschiedenen Doppelflöten aus Radjastan, fremd und vertraut zur gleichen Zeit.
DIE MUSIKER:
Seit seiner Gründung 2013 vereint Thélème* MusikerInnen (Musiker:innen, Musiker und Musikerinnen?), die eine offene und originelle Interpretation Alter Musik pflegen. Das Kernensemble mit Stimme und Laute wird erweitert mit Instrumenten verschiedener Zeiten – Gambe, Saxophon, Ondes Martenot, Modularsynthesizer – und es sucht die Zusammenarbeit mit AutorInnen, SchauspielerInnen, TänzerInnen, ChoreographInnen und anderen kreativen Geistern. So erforscht Thélème ein sich ständig veränderndes Musikgebiet und strebt sowohl nach einer das alles verbindenden Sprache wie auch nach neuen Hörperspektiven jenseits des Musealen.
Mit seiner Vorliebe für die Polyphonie der Renaissance begeistert sich das Ensemble vor allem für die weltliche Musik des 16. Jahrhunderts, die dank den neuen Möglichkeiten des Musikdrucks aufblühte. Faszinierend ist vor allem der Kontext, in dem diese Werke entstanden und aufgeführt wurden. Weltliche Musik sollte ursprünglich zuallererst der privaten Unterhaltung der Aufführenden dienen. Auf dem Boden dieser Praxis wuchsen schliesslich neue, subversive Formen, die ganz im Zeichen des Vergnügens standen.
Thélème begnügt sich nicht damit, diese weltliche Avantgarde-Musik mit ihren für die Renaissance typischen Kontrasten von Eleganz und Humor, Raffinesse und Öbszönität einfach nochmals wiederzugeben. Vielmehr soll sie – durch die Verknüpfung verschiedener Formen und Gattungen, durch das Mittel der Distanzierung und mit etwas Frechheit – als Musik von heute erklingen, als Moderne von damals in der Gegenwart. So eignet sich Thélème die Vergangenheit durch einen lebendigen Dialog mit der frühen Musik an und pflegt einen fruchtbaren Anachronismus.
*Thélème gewann 2022 mit dem Album “Baisiez Moy” (Aparté) den prestigeträchtigen Gramophone Award in der Kategorie Early Music.
ensembletheleme.com
Conrad Steinmann
Geboren 1951 in der Schweiz. Studium der Blockflöte an der Schola Cantorum Basiliensis bei Hans-Martin Linde. 1972 Gewinner des 1.Internationalen Blockflötenwettbewerbs in Brügge (Belgien). Seit 1974 in Winterthur ansässig. 1975–1982 Lehrtätigkeit an der Zürcher Musikakademie. 1982 Berufung zum Dozenten an der Schola Cantorum in Basel.
1991 Zuerkennung des Kunstpreises der C.H. Ernst-Stiftung in Winterthur, 2016 des Kunstpreises von Zollikon/Zürich , 2021 des Schweizerischen Musikpreises.
Konzerte bringen ihn in alle europäischen Zentren, nach Moskau, Estland, Georgien, nach Japan und regelmässig in den Nahen Osten, nach Südamerika und Indien ebenso wie nach Australien, früher vor allem mit dem “Ensemble 415” und London Baroque, heute mit dem Blockflötenensemble “diferencias” und mit „Melpomen“.
Von 1976 bis 2015 Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt an der Zürcher Oper und mit seinem „Concentus Musicus“ mit Musik von Monteverdi, Mozart und Beethoven (V. Symphonie). Zahlreiche Aufnahmen, zuletzt bei DIVOX: “Echo”, “Giorno e Notte” (Blockflötenkonzerte von Vivaldi) und bei Musiques Suisses SWISS MADE mit diferencias. Initiant und Organisator von Internationalen Blockflötentagen (Begegnung Schweiz Osteuropa 1993; Begegnung mit Italien 1997 “incontro” und der arabischen Welt im Sept. 2001mit “Jadal” in Basel und Kairo).
conradsteinmann.ch