Samstag, 5.4.2025, 20 Uhr
in der reformierten Kirche Langenbruck
Eintritt frei, Kollekte
«Per Meraviglia»
Renaissance Musik aus England und Italien
Sophie Klussmann, Sopran
Hopkinson Smith, Laute
PROGRAMM:
John Dowland (1563-1626)
- My thoughts are winged with hope
- Flow my teares
- Wilt thou unkind thus reave me
- Sorrow, sorrow stay
Dowland (Laute alleine)
- Fantasie
- Pavana Lachrimae Gementes
- Lady Clifton’s Spirit
Frottole aus italienischen Drücken um 1510
- Per fuggir
- Per dolore
- Se mai per mareviglia
- Io non compro più speranza
Giovanni Girolamo Kapsperger (1580-1651) (instrumental)
- Gagliarda 5
- Toccata 7
- Gagliarda 12
Thomas Morley (1557-1602)
- Thyrsis and Milla
- I saw my lady weeping
- It was a lover and his lass
ZUM PROGRAMM:
Die Einführung des Notendrucks in Italien und Frankreich zu Beginn des 16. Jahrhunderts eröffnete unzähligen Ensembles die Welt der Volksmusik. Neue Druckereien in Venedig und Paris brachten ein Buch nach dem anderen mit drei- und vierstimmiger Musik heraus, die gesungen oder auf Instrumenten gespielt werden konnte. Ein ganz natürlicher Nebeneffekt dieser Entwicklung war die Bearbeitung dieses mehrstimmigen Repertoires für die Solostimme mit Begleitung. Veröffentlichungen, in denen die unteren Stimmen der Vokaloriginale in Lautentabulatur umgeschrieben wurden, sind die ersten Beispiele für Musik für Gesang und Laute. Aus diesen Sammlungen stammen die Lieder in der ersten Hälfte dieses Konzerts.
In diesen frühen Ausgaben führt die Anpassung der Vokalfassung an die Lautentabulatur häufig zu einer (manchmal fast mechanischen) Vereinfachung der unteren drei Stimmen zu einer zweistimmigen Textur. Gelegentlich werden in der reduzierten Fassung der Begleitung wichtige Noten des vokalen Originals ausgelassen, und es entsteht der Eindruck, dass sie in aller Eile zusammengestellt worden ist. Wir haben versucht, diese Tendenzen so gut wie möglich zu korrigieren. Die Herausgeber des 16. Jahrhunderts fügten einigen Stücken sehr interessante Diminutionen hinzu, und wir haben andere in demselben Geist hinzugefügt. Weitere Lieder (vor allem die wunderschön melodischen Chansons von Attaingnant) wurden für die Lautenbegleitung bearbeitet und haben so das Repertoire für Laute und Gesang erweitert.
Die zweite Hälfte des Programms konzentriert sich auf die Blütezeit der englischen Lieder, die gegen Ende des 16. Jahrhunderts stattfand. Lieder von fast volkstümlicher Melodik wechseln sich ab mit verzweifelten Klageliedern, deren Melancholie in die dunkelsten Tiefen der quälenden Existenz des Komponisten vorzudringen und sie auf eine Ebene edler Beredsamkeit zu heben scheint.
Fast alle Lautenliedkomponisten waren selbst Lautenisten, und die exklusive musikalische Sprache des Instruments ist nicht nur ein organischer Bestandteil der Begleitung, sondern auch ein Leitfaden für den Einsatz der Stimme in diesem Repertoire. So wie die Intensität und Leidenschaft des Lautenklangs weit über den scheinbar begrenzten dynamischen Bereich hinausreicht, so gewinnt auch die Stimme, die die Dynamik der intimen Welt der Laute teilt, an unerwarteter Ausdruckskraft. In einem Repertoire, in dem viele Motive zwischen den beiden Interpreten ausgetauscht werden, entwickeln die Stimme und die Laute eine gemeinsame Verpflichtung zu linearer Klarheit und rhetorischem Reichtum sowie eine gemeinsame Verantwortung gegenüber dem Text.
Durch diese Bündelung der künstlerischen Kräfte erhalten die Meisterwerke von Dowland und seinen Zeitgenossen eine Unmittelbarkeit und eine ausdrucksstarke Dimension, die gleichzeitig sehr persönlich und für ein breites Publikum zugänglich sind.
DIE MUSIKER:
Sophie Klussmann
Die in Freiburg geborene Sopranistin verfügt über ein außergewöhnlich vielfältiges Repertoire, welches sie in die großen Konzertsäle, auf verschiedene Opernbühnen und zu internationalen Kammermusikfestivals führt. Sie erarbeitete mit dem Lautinisten Hopkinson Smith ein Renaissance Programm, welches weltweite Konzerteinladungen nach sich zog. Sie sang Mozart Konzertarien mit Martin Haselböck und der Wiener Akademie in Städten wie Wien, Versailles, New York, Sao Paolo. 2023 trat sie mit Verdi’s Requiem in der Tonhalle Zürich auf. Uraufführungen renommierter Komponisten wie Christian Jost oder Stefano Gervasoni sowie das zeitgenössische Repertoire sind fester Bestandteil des Konzertkalenders von Sophie Klußmann. Sie war festes Ensemblemitglied der Oper Halle und gastierte ua an der Komischen Oper Berlin, dem Staatstheater Cottbus und dem Grand Theatre of Beijing China. Dirigenten wie Vladimir Jurowski, Christoph Eschenbach, Marek Janowski, Ingo Metzmacher und Helmuth Rilling laden sie zu klassischem wie modernen Programmen ein. Ensembles wie das Scharoun Ensemble wählten sie als Kammermusikpartnerin. Im Bereich der Alten Musik arbeitete sie mit Marcus Creed, Vaclav Luks un Attilio Cremonesi zusammen und nahm für Harmonia Mundi mit der Akademie für Alte Musik auf. Zahlreiche CD Einspielungen zeugen von ihrer Liebe zum Liedgesang. 2023 erscheint bei Hänssler Classics ihre neueste Aufnahme mit Orchesterliedern von Grete von Zieritz. Sophie Klußmann studierte bei Thomas Quasthoff, Klesie Kelly-Moog, Margret Honig und arbeitet seit Jahren mit Kammersängerin Brigitte Eisenfeld. Seit 2023 ist sie selbst Dozentin an der Universität der Künste Berlin.
sophieklussmann.de
Hopkinson Smith
Der 1946 in New York geborene schweizerisch-amerikanische Lautenist Hopkinson Smith schloss 1972 sein Musikstudium in Harvard mit Auszeichnung ab. Er hat das Ensemble Hespèrion XX mitbegründet und war an zahlreichen Kammermusikprojekten beteiligt. Seit Mitte der 80er Jahre konzentriert er sich fast ausschließlich auf das Solorepertoire für alte Zupfinstrumente. Hopkinson Smith hat Meisterkurse in Ost- und Westeuropa, Nord- und Südamerika, Australien, Neuseeland, Korea und Japan gegeben, wobei er manchmal den Lebensstil eines Einsiedlers mit dem eines Fahrenden kombiniert. Er lebt in Basel, wo er an der Schola Cantorum Basiliensis unterrichtet.
hopkinsonsmith.com